„Man darf den Priester nicht in dieser Weise bloßstellen...“
Nachlese zum „Fall Crottogini“
DOI:
https://doi.org/10.5282/mthz/5365Abstract
1955/56 verbot das Sanctum Officium zunächst einzelne Kapitel, schließlich die gesamte Dissertation „Werden und Krise des Priesterberufes“ des Schweizer Ordenspriesters Jakob Crottogini SMB. Bislang konnte nur vermutet werden, dass dies aus Opportunitätsgründen geschehen war, weil Crottogini sich darin empirisch u. a. mit sexuellen Schwierigkeiten von Priesterkandidaten beschäftigt hatte. Auch der genaue Ablauf des Zensurverfahrens ließ sich nicht lückenlos rekonstruieren, weil eine wesentliche Quelle noch gesperrt war: Crottoginis Akte im Archiv der Kongregation für die Glaubenslehre. Erst seit März 2020 ist die Akte zugänglich, was nun eine abschließende Rekonstruktion und Bewertung dieses Zensurfalls kurz vor der Abschaffung des Index der verbotenen Bücher ermöglicht. Vor allem vor dem Hintergrund der Missbrauchsvorwürfe in der katholischen Kirche ist dieser signifikante Zensurfall von besonderer Bedeutung.