Wer war schuld?
Überlegungen zu Dimensionen der Rede von Schuld beim kirchlichen Missbrauch
DOI:
https://doi.org/10.5282/mthz/5380Abstract
In der Debatte um den kirchlichen Missbrauch wurde Schuld von Verantwortungsträgern zumeist bestritten. Der Beitrag geht der Frage nach, (1) ob man sich innerhalb von Organisationen auf die mangelnde Kenntnis relevanter Sachverhalte berufen kann, indem man sich auf Unwissenheit bei Verwaltungsvorgängen beruft, (2) ob man den Zeitgeist als Grund dafür anführen kann, nicht in der Lage gewesen zu sein, ein Unrecht als Unrecht zu erkennen, und (3) ob der Hinweis auf die Etablierung von Regeln ausreicht, um von Schuld freigesprochen werden zu können. Außerdem soll beleuchtet werden, (4) ob eine Organisation berechtigt ist, sich den Opfern gegenüber für das Unrecht, das ihnen entstanden ist, zu entschuldigen, ohne dass die Täter involviert werden. Im Ergebnis zeigt sich, dass die genannten Entschuldigungsstrategien unplausibel sind.