Planetary Hermeneutics in a Time of Crisis
DOI:
https://doi.org/10.5282/mthz/5418Abstract
Der Klimawandel stellt die Menschheit vor weitreichende Herausforderungen. Wir sind im Allgemeinen nicht mit den Denk- und Handlungs-Erfordernissen auf planeta-rischer Ebene vertraut. Und doch müssen wir in philosophischer, sozialer und politi-scher Hinsicht global denken, wenn wir bestehende Spaltungen überwinden wollen. Wir argumentieren hier dafür, dass ein Teil der Antwort sich im kulturellen Gedächtnis von vor etwa 12.000 Jahren abgelagert haben könnte. Gemeint ist jener Zeitpunkt in der Jungsteinzeit, als das Sehen des Gesichts des anderen durch die intensive manuelle Gestaltung von Totenmasken die zwischenmenschliche Kommunikation vor allem auch taktil beförderte. Der Einblick in eine so wichtige Periode unserer Vergangenheit kann durch den Rückgang auf eine solche Innovation neue Quellen für das Verständnis der menschlichen Beziehungen in der Neuzeit bieten. Beginnend mit einer Analyse des Aufstiegs von Wissenschaft und Technik Mitte des 19. Jahrhunderts, verweist die Darstellung auf die Entwicklung von Derridas Denken im Lichte seiner späten Priori-sierung von Ritual, Kultur und gemeinsamer religiöser Traditionen. Schließlich stellen wir die Frage, ob die „taktile“ Revolution der neolithischen Zeit noch in unsere eigene Geschichte einbezogen werden kann – und wenn ja, was wir angesichts heutiger Her-ausforderungen von früheren Menschen lernen können.