Spuren des Apokalyptischen bei Agamben und Hölderlin

Autor/innen

  • Jakob Helmut Deibl

DOI:

https://doi.org/10.5282/mthz/5488

Abstract

Der vorliegende Text setzt Giorgio Agamben und Friedrich Hölderlin in ein Verhältnis zueinander. Die dabei leitenden Kategorien sind Rekapitulation und Versetzung: die Wiedereinholung des Ganzen am Ende und seine Verschiebung. Nicht nur sind diese beiden Kategorien, wie u. a. Martin Kirschner gezeigt hat, grundlegende Momente von Agambens an Paulus orientiertem messianischem Denken, sie prägen auch die Art und Weise, wie er sich auf Hölderlin bezieht. Nicht selten tauchen Verweise auf Hölderlin am Ende von Agambens Texte auf, um diese als Ganze in ihrer Bedeutung noch einmal zu modulieren. Rekapitulation und Versetzung sind auch, wie Agamben am Beispiel Hölderlins verdeutlicht, Motive, welche die Reim- und Versstruktur von Dichtung überhaupt prägen. Dies zeigt vorliegender Text in einer Analyse von Hölderlins Versen „Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch.“ (Patmos). In „Il tempo cheresta“ aus dem Jahr 2000 interpretierte Agamben den in Hölderlins späten Hymnen vollzogenen Bruch von Reim- und Ordnungsstruktur der Dichtung als Abbruch einer messianischen Tradition, das Göttliche zu denken. In „La follia di Hölderlin“ (2021) weitete er die Überlegungen auf Hölderlins Gedichte der Turmzeit, die wieder Reim- und bestimmte Ordnungsstrukturen annehmen, aus. Er sieht darin einen Übergang in ein anti-tragisches, komödiantisches Bewusstsein. In Ergänzung dazu sei es unternommen, Hölderlins späte Gedichte in einer stärkeren Kontinuität zu den freirhythmischen Hymnen als fortgesetzte Suche nach offenen Räumen zu interpretieren.

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Veröffentlicht

22.07.2025

Ausgabe

Rubrik

Abhandlungen